Von Michael Hamacher, 09.08.11, 07:01h
Klasse, diese Monschau-Klassik! Das Eifelstädtchen, so scheint es, schickt sich an, der Geburtsstadt des musikalischen Genius Wolfgang Amadeus Mozart, Salzburg nämlich, einiges streitig zu machen.
Klasse, diese Monschau-Klassik! Das Eifelstädtchen, so scheint es, schickt sich an, der Geburtsstadt des musikalischen Genius Wolfgang Amadeus Mozart, Salzburg nämlich, einiges streitig zu machen. Zwar (noch) nicht den Ruf einer weltbekannten Festspielstadt, dennoch des eher zweifelhaften Vergnügens, just zum Zeitpunkt des jährlichen musikalischen Höhepunktes, der „Klassik“, den berühmten Salzburger „Schnürlregen“ geradezu magisch anzuziehen.
Immer dann jedoch zeigen sich die Klasse der Veranstaltung, Einfallsreichtum und Leidensfähigkeit sowie Trotzreaktionen vor allem der Akteure und Organisatoren und die Begeisterungsfähigkeit des musikverliebten Publikums. Da bietet der Veranstalter Regencapes an, die Unterführung wird zum Umkleideraum für die Gäste. Und ein Schwamm auf den Sitzplätzen veranlasst die Besucher, diesen selbst abzutrocknen.
All diese Unannehmlichkeiten wurden spätestens dann zur Nebensache, als die „ungekrönte Königin“ der Monschau-Klassik, Eva Lind , die Bühne betrat. In ihrer unnachahmlich graziösen Art, scheinbar unberührt von den widrigen Umständen, mit einem Regenschirm ausgestattet, trug sie die Arie des Cherubino „Vol che sapete“ aus der Oper „Figaros Hochzeit“ vor. „Schön, dass Sie hierher geschwommen sind“, begrüßte sie die Gäste humorvoll. Vielleicht hätte man den Worten der Monschauer Bürgermeisterin Margareta Ritter Glauben schenken sollen, die vor Beginn des Mozart-Abends orakelte und ein Ende des Regens für 20.40 Uhr angekündigt hatte, wie Moderator Herbert Feuerstein preisgab. Und so geschah es dann auch.
Feuerstein erwies sich als Meister seines Fachs und ausgezeichneter Kenner des Komponisten. Obwohl Herbert Feuerstein als Kabarettist, Entertainer und Journalist bekannt wurde, gilt seine Liebe der Klassik.
Interessant und unterhaltsam
Das ist nicht überraschend, denn er studierte einige Jahre am Salzburger Mozarteum Musik in den Fächern Klavier, Cembalo und Komposition. Heute präsentiert er klassische Musik. In Monschau waren dies die schönsten Ouvertüren, Arien und Duette aus Mozarts Werken.
In der ihm eigenen Art stellte er Mozart, dessen Zeit und das gesellschaftliche Umfeld, aber auch die Motivation für seine Werke vor - höchst interessant, unterhaltsam, gewürzt mit vielen Bonmots, hin und wieder vielleicht etwas zu langatmig. So erfuhren die Besucher zum Beispiel bei der Ankündigung von Arien aus der Oper „Don Giovanni“, dass dieser wohl als der charmanteste Verführer mit der schönsten „Anmache“ aller Zeiten gelte und, so sei überliefert, annähernd zweitausend Frauen verführt habe.
Den musikalischen Auftakt gestaltete die hervorragend harmonierende Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg unter der Leitung von Juri Gilbo mit der Ouvertüre zu Figaros Hochzeit, ehe danach Sopranistin Eva Lind zwei Arien sowie der Bariton Manuel Wiencke eine dritte Arie aus Figaros Hochzeit, entstanden nach 1782, seiner besten Schaffensperiode, darboten. Nach Feuersteins humorvoller Vorstellung der Oper „Don Giovanni“ glänzte der Tenor Martin Shalita mit einer Arie aus dieser Oper. Überzeugend auch Wiencke mit der bekannten „Champagnerarie“ und im Duett in „Là ci darem la mano“ mit Eva Lind.
Als eine der beliebtesten Opern Mozarts gilt „Die Zauberflöte“. Rauschenden Beifall ernteten die Sänger für Stücke daraus. Die Besucher nutzten auch die Füße, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen.
Den Abschluss einschließlich Zugaben bildeten Arien aus der Oper „Così fan tutte“ („So machens alle“). Dabei bewiesen die Akteure ihr großes Können. Die Musikliebhaber dankten es ihnen mit starkem und trommelndem Beifall.
Quelle: Kölnische Rundschau, 09.08.11