Von Gudrun Klinkhammer, 31.07.11, 16:28h, aktualisiert 01.08.11, 16:08h
Giora Feidman und die Musiker der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg begeisterten das Publikum der Monschauer Festspiele.
Monschau - Einer wie sonst keiner erklomm am Samstagabend mit leicht wackeligem Schritt die Bühnenstufen der Burg: Giora Feidman. Der Ausnahmekünstler beginnt sein Spiel nie mitten auf den Brettern, die für so viele Menschen die Welt bedeuten, sondern er tastet sich zunächst immer ganz vorsichtig durch die Zuschauerreihen bis hin zum Spielort vor.
An dieser Vorgehensweise hielt er auch in Monschau am Auftaktwochenende der Klassik-Festspiele 2011 fest. Ganz leise drangen die Klarinettentöne an die Ohren der Zuschauer, schon bevor Feidman überhaupt sichtbar wurde. Leicht schwankend erklomm er – ununterbrochen Klarinette spielend – die Bühne.
Wer genauer hinsah, war erleichtert: Mit Altersschwäche hatten die motorischen Auffälligkeiten nichts zu tun. Der 75-Jährige trug neumodische Fitnessschuhe mit abgerundeten Sohlen, und mit derart wippenden Tretern war es kein Leichtes, Klarinette spielend vor den Augen von gut 800 Besuchern die Stufen zur Bühne hochzusteigen. Als Introduktion für dieses einmalige Konzert hatte Dirigent Juri Gilbo mit glücklicher Hand die „Streicherserenade e-moll op.20“ von Edward Elgar ausgewählt. Vollendet intonationssicher agierten die hoch professionellen Mitglieder der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg – und das trotz Kälte und immer wieder einsetzendem Nieselregen. Die eleganten und zarten Klänge stimmten angemessen auf das folgende Konzert ein, das den Titel „Von Klassik bis Klezmer“ trug.
Publikum sollte mitsummen
Mit der flehend wirkenden Improvisation „Prayer“ (übersetzt „Gebet“) für Solo-Klarinette griff Giora Feidman in bereits beschriebener Weise nach der orchestralen Einleitung ins musikalische Geschehen ein.
Feidman spielt nicht nur auf Klarinette und Bassetthorn, er spricht dabei, tanzt, singt, hält einzelne musikalische Dialoge mit den Musikern und bittet zwischendurch sogar das Publikum, mitzusummen. Besonders gut gelungene Aktionen beendete er auch am Samstagabend mit einem von ganzem Herzen kommenden „Yes“. Die Zuschauer waren hingerissen von der Darbietung, die der gebürtige Argentinier und Sohn jüdischer Einwanderer präsentierte.
Der Weltenbummler, für den alle Menschen in friedlicher Weise zusammengehören („We are one family“), legt sich musikalisch nicht fest. Traditionsbewusst trug er im ersten Konzertteil „Klezmer Rhapsody“ und das Werk „Kalaniyot“ des polnisch-israelischen Komponisten Mosche Vilensky vor, um dann im zweiten Konzertteil mit George Gershwins „Suite from Porgy and Bess“, mit der Suite für Klarinette und Orchester „In Chassidic Mood“ von Gil Aldema und mit einem deutsch-israelisch-palestinänsischen Hymnen-Cross-over zu punkten.
Die Zuschauer, darunter Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter und Volksliederbarde Heino nebst Gattin, erlebten Gänsehautfeeling pur und dankten den Musikern und dem sagenhaft gut spielenden Solisten mit brandendem Applaus.
Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 31.07.11