Das zweite „Dîner en blanc“ lockte rund 300 Menschen in die Monschauer Altstadt. „Hingucker“ ohne kommerziellen Hintergrund.
Monschau. Das Phänomen kommt aus Paris und etabliert sich nun auch in der historischen Altstadt Monschau. Für den vorbeischlendernden Passanten mag es wirken wie eine edle Hochzeitsgesellschaft, für den anderen wie die Inszenierung eines Theaterstücks, für den Dritten wie eine Performance Christos – das „Dîner en blanc“, ein über Netzwerke von Freunden und Bekannten organisiertes Massenpicknick weiß gekleideter Menschen.
So fanden sich am vergangenen Mittwochabend bis zu 300 Menschen auf der Rurbrücke bei der evangelischen Kirche ein, um gemeinsam zu dinieren. Wer sich nicht über Facebook angemeldet hatte, musste sich glücklich schätzen, noch einen Platz an einem der vielen weiß gedeckten Tische zu ergattern. Eintrittskarte: weiße Kleidung und ein reich gefüllter Picknickkorb.
„Das Dîner en blanc hat sich inzwischen etabliert“, freute sich Bürgermeisterin und Organisatorin Margareta Ritter über das gut besuchte Event. Rund eine Woche dauerten die Vorbereitung in Zusammenarbeit mit ansässigen Geschäftsleuten aus Monschau, darunter Wolfgang Kaever, Achim Pröpper, Hans-Benno Kaulard, Klaus Zimmermanns und Wolfgang Mainz, sowie der tatkräftigen Unterstützung der Mitarbeiter der Monschau Touristik und dem „Team der Burg“, der Festival GmbH der Monschau-Klassik, die am heutigen Freitag in der Festspielstadt beginnt. „Es ist wieder ein schönes Erlebnis, dabei zu sein“, bestätigte Ortsvorsteher Georg Kaulen. Und man müsse sich „Gedanken machen“, wie man im kommenden Jahr die vielen Personen unterbringe. Kamen zum ersten Dîner im vergangenen Jahr zwischen 80 und 90 Personen, zählte man dieses Mal im Vorfeld 270 Anmeldungen. Zum Glück hatten die engagierten Geschäftsleute 300 Plätze aufgestellt, in weißen Stuhlhussen verhüllt, an weiß gedeckten Tafeln.
Kontrastreich dazu die Rhythmen & Blues Band „Rock on wood“, nämlich ganz in Schwarz. Die etablierte Band, bestehend aus Frontmann Pete Bauchwitz (Sologesang, Gitarre), Peter Rosoué (Chorgesang, Gitarre, Mundharmonika), Hermann Heuser (Chorgesang, Gitarre, Ukulele), Ralf Alef (Bass) und Christian Rosoué (Cajón) aus Bad Münstereifel präsentierte eine Mischung aus Eigenkompositionen und Coverstücken von Eric Clapton, Sting, den Beatles, den Rolling Stones und vielen mehr, erst sanft und dezent, später am Abend dann präsenter und stimmungsvoll. „Wir sind ganz begeistert von diesem Event und von Monschau“, bestätigte der charismatische Frontmann, der schon eine bewegte Biografie hinter sich hat. Diese Stadt sei ein Ort, wo viel passiere, das spräche sich „bis Bad Münstereifel, bis Bonn und Köln herum“, seien es die Events, „der sanfte Tourismus“ oder die Achtung auf „Nachhaltigkeit“.
Das Event „von Monschauern für Monschauer“ (denn es ist trotz Aushängeschild für die Altstadt „mehr für die Einwohner gedacht, denn für Touristen“ so Achim Pröpper) brillierte vor allem wieder mit einer tollen Atmosphäre mit Blick auf das Rote Haus, auf die alte Ruine, den „Haller“ und die alten Fachwerkhäuser an der Rurstraße und mit den Teilnehmern ganz in Weiß. So war es nicht verwunderlich, dass viele Passanten stehenblieben und das Spektakel betrachteten, wie Peter Alderliesten aus Holland: „Großartig, all die Menschen in Weiß, die gemeinsam diesen schönen Abend genießen.“ Teilnehmerin Henriette Garbutt, die mal hier in Monschau, mal in York, England wohnhaft ist: „An amazing sight“.
Den Anfang der Massenpicknicks, die es inzwischen weltweit und auch in deutschsprachigen Städten wie zum Beispiel in Berlin, Hamburg, Köln, Zürich oder Wien gibt, machte ein Franzose namens Francois Pasquier im Sommer 1988, als er seine überfüllte Gartenparty einfach in den Bois de Boulogne verlegte. Es folgten Dîners auf dem Place de la Concorde, auf der Terrasse des Palais de Chaillot, im Innenhof des Louvre und zum zwanzigsten Jahrestag in den Alleen der Avenue de Champs-Élysées. Das erste „Weiße Abendessen“ in Deutschland fand in München im Hofgarten statt.
War das Event einst als exklusives Dîner der Oberschicht ohne kommerziellen oder politischen Hintergrund gedacht, zieht es heute einen Jeden an. Doch der Schick in Weiß macht zumindest äußerlich nach wie vor aus der Gartenparty ein exquisites Event unter freiem Himmel, auch in Monschau. Absolut nicht kommerziell ist das Monschauer „Dîner en blanc“ aber nach wie vor, denn es muss alles mitgebracht werden: Essen, Trinken, Geschirr und sogar die Tischdeko.
„Beeindruckend, all die Leute hier ganz in Weiß“, schwärmten Pascal Beteille und Ruth Breuer. „Nächstes Jahr kaufe ich mir auch einen weißen Hut“, das gehöre einfach dazu, so die Geschäftsfrau aus Monschau.(mon)